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Wie gestalten wir solidarisches Gedenken? Zur Aktualität multidirektionaler Erinnerung 05/02/2025

mit Felix Axster

Vor 15 Jahren veröffentlichte der Literaturwissenschaftler und Holocaustforscher Michael Rothberg sein einflussreiches Buch Multidirectional Memory. Remembering the Holocaust in the Age of Decolonization. Darin beschreibt er Politiken des Gedenkens, die einer Ethik und Methode des In-Beziehung-Setzens folgen, die nicht auf Relativierung oder Konkurrenz, sondern auf Solidarität zielen. Statt die Erinnerung einer spezifischen Gewalterfahrung gegen eine ‚kompetitive‘ andere abzuwägen, ermöglicht Rothberg zufolge, ein solches In-Beziehung-Setzen der Komplexität differenzieller und globaler Gewaltgeschichten gerechter zu begegnen.
Uns scheint der erst 2021 ins Deutsche übersetzte Band gerade heute für aktivistische Auseinandersetzung über grundsätzliche Fragen gemeinsamer, solidarischer (Erinnerungs-)Politik relevant. Wir sehen Verbindungen zwischen Rothbergs Versuch Geschichten und Erfahrungen unerträglicher Gewalt auf eine vertretbare Weise in Verbindung zu setzen, und den Bemühungen um ein solidarisches Gedenken für verschiedene Opfer rechter, rassistischer, polizeilicher oder staatlicher Gewalt – von Hanau über Halle bis Dortmund und an die Außengrenzen Europas.

Darüber hinaus treiben uns auch innerlinke politische Auseinandersetzungen um, über die sich mit Rothberg ebenfalls nachdenken lässt: Bietet die multidirektionaler Erinnerung uns eine Grundlage, um der Entgegensetzung, ja Konkurrenz von Antisemitismus- und Antirassismuskritik, wie wir sie aktuell erleben etwas entgegenzusetzen? Oder drohen wir mit der Multidirektionalität die entscheidenden Spezifika der jeweiligen Gewalt(Geschichten) aus dem Blick zu verlieren? Inwiefern lassen sich Brücken zwischen der von Rothberg konstatierten Konkurrenz verschiedener Erinnerungen zur Konkurrenz des (Un-)Sicherheitsbedürfnisses verschiedener gesellschaftlicher Gruppen schlagen oder zu einer Hierarchisierung des Leides von verschiedenen Betroffenen von Gewalt?

Dieser Podcast ist eine Aufzeichnung der Diskussion im Nordpol vom 23.11.24 zu Potenzial und Grenzen des Konzepts Multidirektionaler Erinnerung gemeinsam mit Felix Axster, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Antisemitismusforschung (TU Berlin) und Mitinitiator der deutschen Übersetzung von Multidirektionale Erinnerung.

Doku: Reden Free All Antifas vom 22.01.25 in Köln 26/01/2025

Am Mittwoch, den 22.01. demonstrierten nach einem Aufruf von ABC Köln, dem Antifa AK Cologne & der Interventionistischen Linken Köln viele vor der JVA Köln in Solidarität mit den Inhaftierten Antifaschist.innen im Budapest-Komplex. Radio Nordpol dokumentiert im Beitrag die gehaltenen Redebeiträge.

Aktuelle Entwicklungen zum Thema finden sich auf der Seite des Budapest Antifascist Solidarity Commitee: https://www.basc.news/

Aufruf zur Kundgebung:

Am Montag, den 20.01.2025 haben sich einige der bisher nicht auffindbaren Beschuldigten aus dem Budapest-Komplex an verschiedenen Orten in Deutschland den Strafverfolgungsbehörden gestellt. Einer der Beschuldigten, Zaid, befindet sich aktuell in der JVA Köln-Ossendorf.

Für den Genossen besteht die akute Gefahr einer Auslieferung nach Ungarn und einer anschließenden Abschiebung nach Syrien, aufgrund seiner syrischen Staatsbürgerschaft.

Fast zwei Jahre lang haben ebendiese Behörden Zaid und die anderen Beschuldigten, ihre Angehörigen und Umfelder drangsaliert, ausspioniert und versucht in die Enge zu treiben. Mit medialen und behördlichen Öffentlichkeitsfahndungen, Hausdurchsuchungen, Observationen und Anquatschversuchen wurde die gesamte Bandbreite polizeilicher und justizieller Maßnahmen ausgeschöpft.

Ob die deutschen Behörden die Beschuldigten an die rechtsautoritäre Regierung Ungarns ausliefern werden, wie sie dies auch bei Maja getan haben, wissen wir nicht. Was wir aber wissen ist, dass das harte Vorgehen gegen antifaschistische Praxis ein Angriff auf uns alle ist!

Genau wie denen, die sich gegen diesen Schritt entschieden haben, gilt unsere volle Solidarität denjenigen Beschuldigten, die selbstbestimmt die Entscheidung getroffen haben, sich zu stellen.

Schließt euch deshalb unserem Aufruf an, verbreitet ihn und kommt alle am 22.01.25 um 19:00 Uhr zur Kundgebung vor der JVA Köln um laut zu sein und Zaid und den anderen Beschuldigten zu zeigen, dass wir solidarisch hinter ihnen stehen und an sie denken.

Wir fordern, dass unsere Genoss*innen nicht an das ungarische Regime ausgeliefert werden!

weitere verwendete Texte, etc.: Stop NS glorification! Gegen den „Tag der Ehre“ 2022 in Budapest, Text vom AZ Wuppertal https://www.instagram.com/p/DFP-oWzMPwO/?img_index=1

Mitschnitt des Vortrages (engl.) von Prof. Kohei Saito, Tokio: Marx’s Communism in the Age of the Planetary Crisis 07/01/2025

im Rahmen der Auerbach Lectures am 09.12. im Japanischen Kulturinstitut Köln.

Video des Vortrages auf der Seite des Erich Auerbach Institute for Advanced Studies der Uni Köln: https://youtu.be/iBZs7J4H4XQ

Kohei Saito is Associate Professor of Philosophy at the University of Tokyo. He received his Ph.D. from Humboldt University in Berlin. In 2024/25 Saito is fellow at The New Institute in Hamburg as Chair of the program “Beyond Capitalism: War Economy and Democratic Planning”. He works on ecology and political economy from a Marxist perspective. His book, Capital in the Anthropocene (2020; German: Systemsturz, 2023), has been credited for inspiring a resurgence of interest in Marxist thought in Japan, as well as in the USA and Europe.

The Anthropocene is marked by a planetary environmental crisis. Since we did not act in the last decades despite various warnings, the time left to respond to the catastrophe has almost run out. There is an urgent need to rethink the entire paradigm of society, economy and political, when it is too late to save the planet. Radical ideas are necessary because the existing system is not able to offer a solution. Marx’s idea of “degrowth communism,” though barely known in the past, sets up such a new theoretical framework beyond green capitalism, environmental imperialism and colonial extractivism. His last attempt to consciously overcome productivism and Eurocentrism inherent to historical materialism represents the same difficulty of the 21st century, which is characterized by a myth of eternal growth and infinite technological development.

Quelle: https://auerbach-institut.phil-fak.uni-koeln.de/veranstaltungen/vergangene-veranstaltungen/auerbach-lectures/09122024-kohei-saito, abgerufen am 06.01.2025

Vielen Dank an das Erich Auerbach Institut für das Einverständnis zur Veröffentlichung.

Podiumsgespräch zum Urteil im Fall Mouhamed 01/01/2025

Dies ist die Aufzeichnung des Podiumgesprächs vom 13.12.2024. Die Veranstaltung wurde organisiert von Schlafen statt Strafen und dem Kasino.

Ein Tag nach dem Urteilspruch im Fall des von der Polizei getöteten Mouhamed Lamine Dramé – alle fünf angeklagten Polizeibeamt:innen wurden freigesprochen – wurde der Abend genutzt, um den Prozess sowie das Urteil einzuordnen, die Eindrücke der letzten Monate revue passieren zu lassen. und vor allem, um Mouhamed zu gedenken.

30. Prozesstag im Fall der Tötung Mouhamed Lamine Dramés 10/12/2024

Dies ist der zweite Teil der Berichterstattung der letzten Prozesstage. Am 04. Dezember wurden die Plädoyers der Nebenklage und der Verteidiger gehört. Dieser Tag hat sehr eindrücklich verdeutlicht, dass keines der gehaltenen Plädoyers daran vorbei kam, sich zur gesellschaftlichen Relevanz der Tötung Mouhameds zu verhalten, sodass sich der Gerichtssaal dem Widerstand durch Betroffenenselbstorganisationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie kritischer Berichterstattung zuletzt nicht mehr entziehen konnte. 

Wir haben mit Lisa Grüter, Anwältin der Nebenklage sowie Vertreter:innen des Solidaritätskreises Justice4Mouhamed, dem Arbeitskreis Kritischer Jurist:innen und dem Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V. zu den insgesamt sechs Plädoyers gesprochen.

Das Plädoyer der Nebenklage könnt Ihr hier hören.

Kommt am 12.12.2024 zur Urteilsverkündigung und am 14.12.2024 zur Großdemo!

Wir sehen uns auf der Straße!

No Justice, No Peace!

Yoon ngir Mouhamed! Waxtaan ak ay rakkam Sidy ak Lassana Dramé 03/12/2024

Salaam maalekum!

Lu tollu ci benn at Radio Nordpol ci Dortmund mungi doon topp atte bu jigeen poliis yi faat Mouhamed Lamine Drame ci seeni jëf.

Fi ñu tolli nii ñungi doon joxe xibaar ci Allemand te deñoo bëgga tabax ab pont ci lakk yi ak waxtaan bu gàtt bii ak rak yu Mouhamed yi di Sidy ak Lassana.

Yoon ngir Mouhamed!

Wir danken Moustapha für die Übersetzung und den Brüdern Mouhameds für das Gespräch!

Gerechtigkeit für Mouhamed!

27. Prozesstag im Fall der Tötung Mouhamed Lamine Dramés 24/11/2024

Am 18. November fand der 27. Prozesstag gegen die fünf angeklagten Polizeibeamt:innen statt, die am Einsatz um den getöteten Mouhamed Lamine Dramé im August 2022 beteiligt waren.

An diesem Prozesstag wurde ein Interview, welches der Hauptangeklagte Fabian S. dem WDR im Sommer gegeben hatte, im Gerichtssaal gehört. Wir analysieren die Inhalte der abgespielten Podcast-Folge und dessen Relevanz für den Prozess. In einem Interview beleuchtet der Solidaritätskreis Justice4Mouhamed aus medienwissenschaftlicher Perspektive den WDR-Podcast.

Zum Ende des Verhandlungstages äußerte die Staatsanwaltschaft eine unerwartete neue Einordnung des Tatgeschehens. Wir haben mit der Anwältin Lisa Grüter dazu gesprochen.

Am 14. Dezember findet in Dortmund die Demo zum Prozessende statt! Kommt am 14.12. nach Dortmund, um gemeinsam und solidarisch noch einmal die Gelgenheit zu nutzen, um für Gerechtigkeit für Mouhamed und gegen Polizeigewalt, Rassismus, Ableismus zu demonstrieren!

No Justice, No Peace

26. Prozesstag im Fall der Tötung Mouhamed Lamine Dramés 11/11/2024

Am 28. Oktober fand der 26. Prozesstag gegen die fünf angeklagten Polizeibeamt:innen statt, die am Einsatz um den getöteten Mouhamed Lamine Dramé im August 2022 beteiligt waren.
Der Prozess nähert sich seinem Ende und wie so oft an den letzten Prozesstagen war auch dieser nach nicht einmal 30 minuten wieder beendet. Ausgesagt hat an diesem Prozesstag der Unfallchirug, der Mouhamed im Klinikum Nord operierte. Über diesen Prozesstag haben wir mit Lisa Grüter, Anwältin der Nebenklage, gesprochen.

Über die reguläre Beobachtung dieses Prozesses hinaus möchten wir den Blickwinkel auf dessen Bedingungen erweitern. Wir haben dazu mit den Brüdern Sidy und Lassane Dramé sowie ihrem Dolmeter Moustapha über deren Empfindungen und Eindrücke im Gerichtssaal 103 des Dortmunder Landgerichtes gesprochen.

Außerdem dokumentieren wir in dieser Folge die Antwort des Presserats auf unsere Beschwerde beim Presserat über die mediale Berichterstattung zu diesem Prozess:
https://radio.nrdpl.org/2024/08/22/presseschau-zum-prozess-im-fall-der-toetung-von-mouhamed-lamine-drame/

Für den weiteren Verlauf des Prozesses werden noch wenige Sachverständige erwartet. Außerdem soll beim kommenden Termin der Podcast des WDR, in welchem sich der Hauptangeklagte einlässt, im Gerichtssaal gehört werden. Am 02. Dezember soll die Beweisaufnahme abgeschlossen sein und die Plädoyers gehört werden. Das Urteil wird am 12.12. erwartet. Verschiebungen sind in diesem Prozess immer möglich.

Der Solikreis Justice4Mouhamedmobilisiert seit letzter Woche bundesweit zur Demo am 14. Dezember in Dortmund: Wir hören den Demoaufruf und die Forderungen des Solikreises zum Abschluss dieser Sendung.

No Justice, No Peace.

25. Prozesstag im Fall der Tötung Mouhamed Lamine Dramés 23/10/2024

In dieser Folge dokumentieren wir den 25.. Prozesstag im Fall der Tötung Mouhamed Lamine Dramés am Dortmunder Landgericht.

Den 25. Prozesstag zu dokumentieren ist womöglich ein sinnloses Anliegen. Inhaltlich gibt es kaum etwas zu berichten: Dieser Prozesstag dauerte gerade einmal zwanzig Minuten hat gar keinen Erkenntnisgewinn gebracht. Dokumentierbar ist daher eher die Erschöpfung über die Sinnlosigkeit von Strafgerichtsbarkeit, die hier offenkundig wird.
Kritische Öffentlichkeit, kritische Prozessbegleitung und solidarische Unterstützung der Nebenklage sind dadurch umso dringender.

Wir richten in dieser Folge den Blick einmal nach Mannheim: Dort wurde im Revisionsverfahren das Urteil gegen den Hauptangeklagten aufgehoben. Somit wird der Tötung von Ante P. am 02. Mai 2022 in Mannheim erneut verhandelt werden.
Die Familie von Ante P. und die Nebenklage brauchen umso mehr unsere Unterstützung. Der Kampf und Gerechtigkeit kostet viele Ressourcen – am Geld sollte dieser Kampf nicht scheitern. Wir erneuern daher unseren Spendenaufruf:

https://www.betterplace.org/de/projects/133751

Außerdem haben wir entschieden, selbst einen inhaltlichen Schwerpunkt für diesen Beitrag zu setzen und den Fokus auf die lange erwartete Polizeistudie des Bundesministeriums zu setzen. Wir hören zu den Ergebnissen dieser Studie Kommentare aus der Redaktion sowie vom Solikreis Justice4Mouhamed.  Der Solikreis kommentiert zum Schluss die erneuerten Fortbbildungsmaßnahmen der Polizei NRW.

Am 14. Dezember findet in Dortmund die Demo zum Prozessende statt! Kommt am 14.12. nach Dortmund, um gemeinsam und solidarisch noch einmal die Gelgenheit zu nutzen, um für Gerechtigkeit für Mouhamed und gegen Polizeigewalt, Rassismus, Ableismus zu demonstrieren!

No Justice, No Peace

Auszüge aus Buchvorstellung und Lesung „Klimakommunismus“ mit Autor Miltiadis Oulios 23/10/2024

Die Klimakrise verhilft der Idee des Kommunismus zu einem unverhofften Comeback. Es ist ein Kommunismus ohne Schlangestehen und ohne Stalin. Einer allerdings, bei dem wir die Atmosphäre unseres Planeten als unser letztes Gemeingut begreifen und die Idee des Klimakontos zu Ende denken. Um ihn realisieren zu können, müssen wir eine neue Kultur des Teilens entwickeln. Klima-Kommunist*innen streiten dabei für eine Klimapolitik, die jene Menschen belohnt, die schon klimafreundlich leben und derzeit zu Recht wütend sind über steigende Energiepreise.

Der Klima-Kommunismus wird ein liberaler, demokratischer Kommunismus sein. Keiner, der uns jenseits des Luxuskonsums vorschreibt, wie wir zu leben haben. Sondern einer, bei dem wir die Möglichkeit zu einem freien und nachhaltigen Leben gleichermaßen auf alle Mitglieder der Gesellschaft verteilen.

Die Wohlhabenden müssen dabei lernen zu teilen. Auf eine ganz neue Art und Weise: Die Reichen müssen lernen, unser gemeinsames CO2-Budget mit den Ärmeren zu teilen. Die Millionäre mit den Obdachlosen, die Besserverdienenden mit den Empfänger*innen von Bürgergeld und den Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Die obere Mittelschicht muss lernen, mit der unteren Mittelschicht zu teilen, und der globale Norden mit dem globalen Süden.

Das Buch erschien 2024 im Unrast Verlag: https://unrast-verlag.de/produkt/klima-kommunismus/

Die Buchvorstellung fand am 16.10.2024 in wunderbaren Buchladen Le Sabot (Bonn) https://www.lesabot.de/  statt.

Musik: prod.bydogs www.youtube.com/@prod.bydogs